Auf Wiedersehen 2023
Eine neue Agenda in Krisenzeiten. Crowdfunding-Kampagne für die Ukraine
Während die Feiertagsstimmung Einzug hält, haben wir für euch die Highlights unseres Jahres zusammengestellt: Neue Webseiten, eine Buchpublikation, Studienreisen und Ausstellungen, aber auch ein neuer Aufruf zu unserer Spendenkampagne für die Ukraine. Wir bedanken uns schon jetzt für die Unterstützung und wünschen euch allen erfüllte Feiertage und einen friedlichen Start ins neue Jahr.
Wenn Ausnahmezustände zur neuen Normalität werden
Bereits seit dem 24. Februar 2022, seit fast zwei Jahren, sieht sich die Ukraine nun schon gezwungen, sich gegen ihr Nachbarland Russland zu verteidigen, das unter Verletzung des internationalen Völkerrechts einen umfassenden Angriffskrieg begonnen hat. In seiner jüngsten Pressekonferenz bekräftigte der russische Präsident, dass er nicht die Absicht habe, diesen seit 2014 dauernden Angriffskrieg zu beenden und die Besetzung ukrainischen Territoriums sowie die unerbittlichen Raketenangriffe auf zivile Einrichtungen einzustellen. Auch die Zwangsumsiedlung Tausender Kinder auf russisches Territorium nimmt kein Ende. Die vorsätzliche Zerstörung des Kachowka-Staudamms, die zu einem Ökozid führte, gehört ebenso zu den Verbrechen dieses Krieges. Zusätzlich zu der schieren Zahl der Opfer, verletzten und verwundeten Personen sind auch die psychologischen Auswirkungen auf die Betroffenen und die Soldat*innen sowie auf die Gesellschaft insgesamt erheblich. Wir stehen weiterhin solidarisch an der Seite der Ukraine und leisten finanzielle, militärische und informationelle Unterstützung. Der Krieg kann nur mit einem vollständigen Sieg der Ukraine beendet werden. Lasst uns in Krisenzeiten weiterhin zusammenstehen!

Gleichzeitig wird die Unterstützung der Ukraine auch für die deutsche Zivilgesellschaft zu einer immer größeren Herausforderung. Die erheblichen Kürzungen im Bundeshaushalt treffen vor allem NGOs und Vereine und schaffen so auch Unsicherheiten für die internationale Zusammenarbeit der Partnerorganisationen. Wir als Dekabristen e.V. wurden schon im Jahr 2022 von der russischen Regierung zur unerwünschten Organisation erklärt. In diesem Jahr hat die rechtspopulistische AfD eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, die die Finanzierung unserer Projekte in Frage zu stellen versuchte. Wir aber lassen uns von solchen Versuchen, unsere Arbeit zu diskreditieren, nicht einschüchtern und werden uns weiterhin für Demokratie und Menschenrechte einsetzen!

Innerhalb unserer Projekte setzen wir uns gegen Imperialismus und Autoritarismus sowie gegen staatliche Repressionen jeglicher Art ein. Seit 2022 unterstützen wir verstärkt die Arbeit unabhängiger Journalist*innen, insbesondere aus Russland und Belarus, und ermöglichen investigative Recherchen im Exil. Wir bieten Schulungen und Workshops sowie Beratungen für diejenigen an, die ins Ausland gegangen sind, stellen Ressourcen zur Verfügung und vernetzen unabhängige Medien aus der Region mit ihren internationalen Kolleg*innen.
In vielen unserer Projekte nehmen auch zunehmend Geflüchtete und Vertriebene teil, die neue Perspektiven einbringen und den Wunsch haben, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten. Die neuen Fragen, die so aufgeworfen werden, geben auch uns neue Impulse. Wir sehen, wie Gemeinschaften entstehen und probieren vor allem in Berlin innovative Formate aus. Berlins Stadtgesellschaft ist aus dessen Historie heraus reich an Erfahrungen mit Umbrüchen und Geflüchteten und erscheint schon deshalb als passender Ort für Kreativität im Umgang mit drängenden Fragen. Gleichzeitig sehen wir aber auch hier mit großer Sorge, dass der Rechtspopulismus in den europäischen Gesellschaften immer mehr an Relevanz zunimmt und neue Räume einnimmt, speziell in Deutschland. So wird es immer schwieriger für die Menschen, Sicherheit zu finden, egal ob in Deutschland oder einem anderen EU-Land. Auch die Auseinandersetzung mit sich ändernden Visa- und Asylgesetzen ist eine Herausforderung. Selbst der vorübergehende Schutzstatus für Geflüchtete aus der Ukraine ist in Deutschland nicht mehr gesichert. Wir sehen, dass die Zivilgesellschaft gebraucht wird, um die Rechte von Geflüchteten, politisch Verfolgten und anderen Menschen mit Migrationserfahrung zu verteidigen!

Neben diesen Herausforderungen gibt es aber auch positive Entwicklungen. Im Dezember 2023 beschloss die Europäische Union, Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und der Republik Moldau aufzunehmen. Das gibt beiden Ländern die Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. Gleichzeitig wurde auch Georgien der Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt. Diese Fortschritte sind ein Sieg für die engagierte, pro-europäische Zivilgesellschaft, die sich unermüdlich für die Annäherung ihrer Länder an die EU eingesetzt und Druck auf ihre Regierungen ausgeübt hat.

Und schließlich haben wir von Dekabristen e.V. uns im Jahr 2023 stetig entwickelt und sind nicht nur als Team auch zahlenmäßig gewachsen, sondern vielmehr in der Wirkung unserer Projekte und Aktivitäten. Dies werden wir im kommenden Jahr mit viel Energie fortsetzen, und freuen uns schon jetzt darauf, euch im Frühjahr über die Ergebnisse unserer Planungen zu informieren - bleibt dran!
In der Zwischenzeit möchten wir unseren Partner*innen, Unterstützer*innen und Freund*innen für die Zusammenarbeit und Solidarität im Jahr 2023 danken. Lasst uns weiterhin zusammenarbeiten, gemeinsam ein starkes Netzwerk aufbauen und n Zeiten der Krise zusammenstehen!
Der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei - spendet, um den ukrainischen Widerstand, Grassroots-Initiativen und die Zivilgesellschaft zu unterstützen
Wir sammeln erneut Spenden zur Unterstützung ukrainischer Initiativen, die ukrainische Verteidiger*innen mit notwendiger Ausrüstung versorgen und humanitäre Hilfe für vom Krieg betroffene Menschen organisieren. Im Frühjahr 2022 haben wir unsere erste Spendenkampagne gestartet und das ganze Jahr über fortgesetzt. Dadurch konnten Erste-Hilfe-Kits und medizinische Ausrüstung nach Kyiv geschickt und humanitäre Hilfe in Charkiw und für Geflüchtete in Berlin geleistet werden. Wir stehen dafür ein, auch weiterhin ukrainische Initiativen zu unterstützen und ermutigen euch, die unten aufgeführten Organisationen direkt zu unterstützen oder sich an unserer Spendenaktion zu beteiligen.

Auch in diesem Jahr laden wir euch ein, unsere Partner Soldatskyi pryval (Marschpause) in Saporischschja zu unterstützen, die die ukrainischen Streitkräfte mit Lebensmitteln und Hilfsgütern versorgen, Co-Haty, ein Projekt, das Häuser für Vertriebene in der Ukraine baut, die Freiwilligeninitiative Livyj Bereh, die den Wiederaufbau von Wohnhäusern in der Ostukraine fortsetzt, die durch die russische Militärinvasion beschädigt wurden, und Sunflower Care, eine in Berlin ansässige Organisation, die behinderte, neurodivergente und chronisch kranke Menschen und deren Betreuer*innen aus der Ukraine evakuiert und unterstützt. Wir möchten euch auch ermutigen, Solidarity Collectives zu unterstützen, ein antiautoritäres Freiwilligennetzwerk, das der ukrainischen Widerstandsbewegung im Kampf gegen die russische Invasion hilft und humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung der Ukraine organisiert.

Alle Spenden gehen direkt an ukrainische Initiativen. Wir danken euch für eure Unterstützung und eure Solidarität!
Wie könnt Ihr spenden?
Wenn Ihr einen unserer Partner in der Ukraine unterstützen wollt, könnt ihr das per Paypal oder per Überweisung an Dekabristen e.V. mit dem Verwendungszweck “Save Ukraine” tun. Ihr könnt auch im Kommentar der Überweisung angeben, welche der Partnerorganisationen Ihr unterstützen wollt. Für Spenden über 100 Euro verwenden Sie bitte ausschließlich Banküberweisung. Unsere Zahlungsangaben:
PayPal
Um über PayPal zu spenden, überweisen Sie das Geld bitte an vorstand@dekabristen.org mit dem Kommentar "Spende Ukraine" und geben Sie optional einen Partner Ihrer Wahl an.
Banküberweisung
DE20 12030000 1020168561
BYLADEM1001
mit dem Verwendungszweck "Spende Ukraine", und geben Sie optional einen Partner Ihrer Wahl an.

Auf unserer Webpage findet Ihr weitere Informationen über die Kampagne sowie Links zu anderen Initiativen, die Ihr unterstützen könnt. Besucht unsere Webseite, teilt unsere Kampagne und unterstützt die Ukraine!

Vielen Dank für Eure Spende!
SDG LENS - Monitoring und Advocacy für die nachhaltigen Entwicklungsziele
Das Jahr 2023 markiert die Halbzeit bei der Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs). Die Fortschritte bleiben jedoch weltweit hinter den Erwartungen zurück. Wie kann die Zivilgesellschaft die Verwirklichung der SDGs fördern und ihre Regierungen zur Einhaltung ihrer Verpflichtungen anhalten?

Mit unserem Projekt SDG LENS. Monitoring Sustainable Development in Eastern Europe & South Caucasus stärken wir Zivilgesellschaft in den Bereichen Monitoring, Reporting und Advocacy für die SDGs und vernetzten Akteur*innen über verschiedene Bereiche und Regionen hinweg. So haben wir erst kürzlich die Online Trainingsreihe “From Observers to Advocates” gestartet, welche Expert*innen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen dazu einlädt, im kommenden Jahr aktiv an unabhängigen Berichten zur Umsetzung der SDGs in ihren Ländern zu arbeiten und die Ergebnisse international zu präsentieren.

Die Mitglieder des SDG LENS Netzwerkes haben bereits in diesem Jahr umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Advocacy und Monitoring der SDGs gesammelt, einschließlich durch ihre Arbeit an neun Spotlight Reports zur Umsetzung einzelner SDGs auf lokaler und nationaler Ebene. Alle Berichte sind auf der neuen SDG LENS Website zu finden, der zentralen Plattform für News und Veröffentlichungen zur nachhaltigen Entwicklung in der Region. Ihr findet SDG LENS auch auf LinkedIn und Facebook.

Folgt uns und werdet Teil des wachsenden SDG LENS Netzwerks!
re:imagine your city - rethinking urban paradigms
Das für zwei Jahre angelegte und nun mit Ende diesen Jahres beendete Projekt re:imagine your City gibt es nun seit zwei Monaten in Buchform! Die Publikation re:imagine your city “Rethinking urban paradigms” lädt die Leserinnen und Leser dazu ein, aktuell gültige Paradigmen, die unsere städtische Umwelt prägen, zu erforschen, zu reflektieren und auf diesem Weg neu zu denken. Sie bietet aufschlussreiche Perspektiven zur Erinnerungskultur und dem Kulturerbe von Städten, Stadtplanung und Gentrifizierung, Migration und postpandemischen Veränderungen, Möglichkeitsräumen der Solidarität und neuen urbanen Praktiken. Die Publikation ist das Ergebnis einer kollektiven Anstrengung eines engagierten interdisziplinären Netzwerks von Pädagog*innen, Forscher*innen, Künstler*innen, Designer*innen und Architekt*innen im Rahmen des internationalen Designlabs für urbane Praktiken und Transformation re:imagine your city.

Innerhalb des Programms sind acht lokale Projekte entstanden, nicht ausschließlich in Deutschland, sondern auch in der Ukraine, Polen und Georgien. Die so entwickelten und verfügbaren Audio Walks entführen die Hörer in unterschiedliche Städte und bringen ihnen die Geschichte ebenso nahe, wie die aktuellen Herausforderungen wie Luftverschmutzung und ökonomische Herausforderungen und zeigen mögliche Wege zur Veränderung auf. Die unterschiedlichen Projekte und Episoden finden sich hier.

Auf der Homepage sind außerdem die Sommerschule in Tbilisi dokumentiert und das audio lab COMMON FUTURES abrufbar, welches junge Kreative aus Deutschland und Moldau erarbeitet haben. Auch bei Instagram ist das Projekt natürlich präsent und findet nun einen runden Abschluss.
Citizen+
Bildungsprogramme für junge Ukrainer*innen zu ukrainischer Geschichte und Erinnerungskulturen (im Exil)
Citizen+ ist ein zweijähriges Projekt der politischen Bildung, das sich hauptsächlich an junge Menschen aus der Ukraine richtet und in diesem Jahr endet. Wir laden euch ein, unsere neue Website citizen-plus.com zu besuchen, die Bildungsmaterialien wie Online-Kurse, Podcasts und Webinare zu Demokratie, Menschenrechten, Desinformation, Medien, Erinnerungskulturen und ukrainischer Geschichte enthält.

Im November luden wir junge Menschen aus der Ukraine und Deutschland, darunter auch Newcomers, nach Berlin ein, um an dem Programm „Traces. A Study Trip on Remembrance Cultures” teilzunehmen. Die Teilnehmenden brachten aktiv ihre Erfahrungen und ihr Wissen über Erinnerungsarbeit und Dekolonialisierung ein. Während der Woche besuchte die Gruppe Gedenkstätten und Ausstellungen und traf sich mit kulturellen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, wie Platforma TU! und dem GOGOLfest-Team aus Mariupol, Art Space in Exile und der Stiftung EVZ in Berlin. Bei (Audio-)Spaziergängen und in Workshops wurden Verbindungen zwischen Erinnerung und den physischen Räumen in der Stadt entdeckt.

Die Podiumsdiskussion „Flucht, Ankunft, Teilhabe?” über die politischen Realitäten jüdischer und ukrainischer Geflüchteter in Vergangenheit und Gegenwart fand vor dem Hintergrund des fast zwei Jahre andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas statt. Der Abend war dem Dialog zwischen den Communities in Berlin gewidmet, in dem es um das Ankommen und die Teilhabe in Zeiten ablehnender öffentlicher Debatten über Migranten ging. Zu Gast waren die taz-Journalistin Erica Zingher, Deborah Kogan, Vizepräsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Jonna Rock, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DeZIM, Oleksandra Bienert, Mitglied des Berliner Landesbeirats für Partizipation, und Iryna Berezneva von der NGO Freefilmers. Mehr zum Nachlesen und die Audioaufnahmen findet ihr hier.
Feminist Translocalities:
Anti-War Resistance, Indigeneity and Decolonial Solidarity
Für das Netzwerk Feminist Translocalities war der erste Teil des Jahres 2023 der Organisation des Rahmenprogramms von "Өмә" gewidmet, einer Ausstellung, die 30 künstlerische Stimmen von Mitgliedern indigener Gemeinschaften und Menschen mit migrantischer Identität und Lebenserfahrung in Russland zusammenbrachte. Mehr als 35 Workshops, Performances und Vorträge stellten die Komplexität der russischen kolonialen Vergangenheit und Gegenwart sowie den antikolonialen Widerstand dar. Zu den Veranstaltungen gehörte das von Natasha Tselyuba kuratierte Kunst- und Diskursprogramm "Reconstruction of Happiness" in der Kulturfabrik Moabit. Ziel war es, das Gefühl des menschlichen Glücks zu rekonstruieren, das den Ukrainer*innen durch den Krieg genommen wurde.

Ein großes Ereignis für Feminist Translocalities war ein Seminar für 20 indigene Aktivist*innen aus den noch immer kolonisierten Teilen Russlands, bei dem es um die Entwicklung von Strategien für ihre gemeinsame Arbeit ging. Wir waren auch weiterhin online aktiv und organisierten zwei Online-Labore zu (de)kolonialen Praktiken und der Politik der räumlichen Beziehungen mit Цвірінь (Tsvirin'), das später in Zgraya umbenannt wurde. Einige der bereits veröffentlichten dekolonialen Reader findet Ihr auf der Website von Feminist Translocalities.

Die letzte Veranstaltung von 2023 war eine Residenz für 20 Künstler*innen und Aktivist*innen aus den Ländern der ehemaligen UdSSR, die sich mit den Themen Queerness, Feminismus und Dekolonialität beschäftigen. In Zusammenarbeit mit Untitled Tbilisi und Salaam Cinema Baku arbeiteten wir gemeinsam an der Abschlussperformance "Metamorph", von der Ihr auf Instagram einen kurzen Clip sehen könnt. Im Jahr 2024 werden wir eine Dokumentation der Performance veröffentlichen, die zu einem Film zusammengeschnitten wird. Das Netzwerk sucht derzeit nach Fördermitteln für die weitere Entwicklung dieses Projekts in Kasachstan sowie für andere Formate mit und für Umwelt-, queer-feministische, antirassistische, crip- und indigene Aktivist*innen und Künstler*innen.